Dass zwanzig dokumentarische Fotografien, aufgenommen an völlig unterschiedlichen,Stationen der Moderne’, ein serielles Kunstwerk bilden können, ist nur dadurch möglich, daß jede von ihnen einen Eindringling zeigt – den Unbekannten Künstler. Auf jedem dieser Photos, die einen eingefrorenen Augenblick aus dem öffentlichen Leben bekannter Protagonisten und Mitglieder der Avantgarde und Neoavantgarde zeigen, hat er ein Gesicht durch sein eigenes ersetzt. Seine Selbstprojektion in eine Vergangenheit, die sich als fotografisch aufgezeichnete Geschichte präsentiert, beruht auf einem paradoxen Spiel zwischen der Aufdeckung seiner eigenen Identität und dem listigen Verbergen seiner künstlerischen ,Identität’. In diesem Werkkomplex oder eher Projekt ,Unknown Artist’ benutzt er sein Gesicht als bildlichen Nachweis seiner ,Identität’als Künstler und als Markenzeichen seiner künstlerischen ,Subjektivität’. Der Künstlername auf dem Werk ist jenes Parergon, das, wie Derrida sagt, sich weder äußerlich noch innerlich zum Werk verhält, sondern es wie ein passe-partout ,,einrahmt”. Indem er den Kult um den Namen des Künstlers und seine Signatur, die die Einmaligkeit des schöpferischen Duktus bezeugt, entmystifiziert, stellt er das Konzept der ‘künstlerischen Identität’und die darin verwobenen Begriffe Originalität, Authentizität und kreative Imagination in Frage. Diese Konzepte sind keine Erfindung einer modernistisch formulierten Kunst(geschichte), wie in unserer ,Post’-Moderne häufig behauptet wird, sondern sie sind als Konstruktionen tief verwurzelt in der Tradition des novum, die lange vor und nach dem Modernismus wirksam war. Im Kontext der klassischen Medien, insbesondere der Malerei, wo “die meisterhafte Faktur der Malerhand die bloße Materialität der malerischen Produktion vergeistigt, und wo die Hand zugleich zum Ersatz oder zur Zusammenfassung der identifizierenden Signatur wird (als Garantie der Authentizität), rechtfertigt sie den Tauschwert des Gemäldes und bewahrt seine Existenz als Ware.”

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